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Durch Schönheit in die Freiheit
Historiker, Publizist, Coach und Unternehmensberater Dr. Uwe Alschner hat für sich und vielleicht auch für uns einen Ausweg aus der globalen Krise gefunden: Die Schönheit.
Wie kam es dazu? Alschner hatte für Angela Merkel gearbeitet und die Politik verlassen, als er verstand, dass das aktuelle System Parteien dazu verleitet, die „andere Seite“ zu zerstören. „Politisch gestalten“, sieht für den engagierten Intellektuellen anders aus. Seine grundsätzliche Sinnkrise verstärkte sich, als er die anti-humanistische, totalitäre Gewalt der Massnahmenkrise ab 2020 beobachtet und erlebt hat. Zusammen mit der Holocaust überlebenden Vera Sharav setzte er sich durch eine Dokumentation und ein Buch dafür ein, dass Verbrechen der Gegenwart aufgezeigt würden. Außerdem veröffentlicht der Historiker, Publizist, Coach und Unternehmensberater kritische Analysen zu den herrschenden Narrativen auf seinem Blog.
Die neuen Einsichten in immer tiefere Abgründe belasteten ihn wie viele andere. Wo ist der Ausweg? Der Wendepunkt war folgende Aussage von Friedrich Schiller*: „Weil es die Schönheit ist, durch welche man zur Freiheit wandert.“
In mittlerweile Jahrelanger Auseinandersetzung mit Schiller und der deutschen Klassik im Allgemeinen findet Alschner eine Lösung. Denn da, wo sich Verstand und Emotion treffen, entsteht die Vernunft. Ästhetik stärkt das Rückgrat. Schönheit fördert das Denken. Freiheit braucht Entfaltung. Es scheint den Diskutanten wie selbstverständlich, dass Kritik und Kreativität in Symbiose stehen.
Alschner zitiert „Über Anmuth und Würde“ von Friedrich Schiller:
„Eine schöne Seele nennt man es, wenn sich das sittliche Gefühl aller Empfindungen des Menschen endlich bis zu dem Grad versichert hat, daß es dem Affekt die Leitung des Willens ohne Scheu überlassen darf und nie Gefahr läuft, mit den Entscheidungen desselben im Widerspruch zu stehen.
Daher sind bei einer schönen Seele die einzelnen Handlungen eigentlich nicht sittlich, sondern der ganze Charakter ist es. Man kann ihr auch keine einzige darunter zum Verdienst anrechnen, weil eine Befriedigung des Triebes nie verdienstlich heißen kann.
Die schöne Seele hat kein andres Verdienst, als daß sie ist. Mit einer Leichtigkeit, als wenn bloß der Instinkt aus ihr handelte, übt sie der Menschheit peinlichste Pflichten aus, und das heldenmütigste Opfer, das sie dem Naturtriebe abgewinnt, fällt wie eine freiwillige Wirkung eben dieses Triebes in die Augen. Daher weiß sie selbst auch niemals um die Schönheit ihres Handelns, und es fällt ihr nicht mehr ein, daß man anders handeln und empfinden könnte; dagegen ein schulgerechter Zögling der Sittenregel, so wie das Wort des Meisters ihn fordert, jeden Augenblick bereit sein wird, vom Verhältniß seiner Handlungen zum Gesetz die strengste Rechnung abzulegen.
Das Leben des Letztern wird einer Zeichnung gleichen, worin man die Regel durch harte Striche angedeutet sieht, und an der allenfalls ein Lehrling die Principien der Kunst lernen könnte. Aber in einem schönen Leben sind, wie in einem Tizianischen Gemälde, alle jene schneidenden Grenzlinien verschwunden, und doch tritt die ganze Gestalt nur desto wahrer, lebendiger, harmonischer hervor. (…) In einer schönen Seele ist es also, wo Sinnlichkeit und Vernunft, Pflicht und Neigung harmonieren, und Grazie ist ihr Ausdruck in der Erscheinung.
Nur im Dienst einer schönen Seele kann die Natur zugleich Freiheit besitzen und ihre Form bewahren, da sie erstere unter der Herrschaft eines strengen Gemüths, letztere unter der Anarchie der Sinnlichkeit einbüßt.“
*“Über die ästhetische Erziehung des Menschen“, Zweiter Brief.
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Dies war ein Gespräch, welches einen größeren Bogen spannt. Das finde ich eine gute Entwicklung.
Was mir aber auffällt, dass dem Heilsbringer, der Vernunft, durchgehend immer wieder ein überbordender Umfang an Bedeutung zugemessen wird, die sie meines Erachtens nicht hat. Diese Beschränkung hatte sogar Kant erwähnt, so schrieb er am 8.4.1766 an Herrn M. Mendelssohn: „es liegt hier daran auszumachen ob es nicht wirklich Grenzen gebe welche nicht durch die Schranken unserer Vernunft (…) festgesetzt seyn.“ Es scheint heutzutage so zu sein, dass wenn man die Vernunft in Ihrer überbordenden Bedeutung wieder zurückholen will in ihre eigentliche Bedeutung, man sich in unserem Kulturkreis die Finger verbrennt. Alles ist und soll vernünftig sein. Nur Sonderlinge wie Künstler brauchten darauf keine Rücksicht zu nehmen. So sind in dem Gespräch auch Ausdrücke wie „Erhöhung“, die Herr Cibis gebrauchte und die in einem christlichen Zusammenhang durchaus üblich sein sollten (das goldene Kalb wurde erhöht, die Schlange soll erhöht werden, Jesus ist erhöht etc.), sogar von Herrn Alschner schnell abgedrängt worden, um vielleicht nicht als unvernünftig dazustehen.
Ich meine, man kommt nicht weiter, wenn man nicht einige Begriffe einmal versucht untereinander zu klären. Wenn nicht, sind diese so vage in ihrem Gebrauch, dass man natürlich auch damit letztendlich keinem weh tut. Ich finde es würde dadurch auch helfen, solchen Dingen wie z.B. „Künstliche Intelligenz“ (KI) den Platz zu geben, den sie haben. Wie der Name schon sagt, ist die KI auf die Intelligenz beschränkt und ist von daher nicht vernünftig. In der Praxis sieht es so aus, die Intelligenz zählt, sortiert und schafft Lagemöglichkeiten für u.a. Erbsen und kann sie in frappierend verschiedenster Art und Weise darstellend wieder hervorbringen. Dieser intelligente Vorgang selbst ist aber weder kreativ noch vernünftig. Es gilt „anything goes“ (es geht eben, dann machen es auch). Dabei geht es nicht um Werte oder um Standpunkte. Ganze richtige Spielfilme können mit der KI in 5 Sekunden erstellt werden, wie Herr Kramer in der letzten Narrative-Sendung sagte. Diese könnten noch nicht einmal mehr in Ihrer Anzahl gezählt werden vom Menschen selbst, geschweige denn in Ihrem Inhalt erfasst werden. Der Mensch ist natürlich beeindruckt, aber vielleicht nur, weil er selbst Teil eines solchen Systems geworden ist, wo nur noch Quantität d.h. für den Menschen heißt das Leistung, zählt.
Klärt man diese Begriffe nicht, das heißt hat man keine Erklärung für sie und wie sie mit anderen zusammenhängen, dann werden sie wie überall und seit je her zu Werkzeugen mit denen Angst erzeugt werden kann, weil ihre Bedeutung unendlich grenzenlos nicht fassbar werden kann. Da ist natürlich die Christliche Lehre, wo schon früh versucht wurde, christliche Begrifflichkeiten in Unordnung zu bringen, ein gutes Beispiel, welches bis heute nachwirkt.
Es ist ja nicht so, dass die Menschen von sich aus aufeinander losgehen. Das wird doch in den allermeisten Fällen alles im Kopf, wie auch immer, vorbereitet oder nicht?
Danke für das Gespräch. Mit Vorfreude erwarte ich das nächste.