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Homo Creator
Prof. Dr. Gertrud Höhler ist eine kritische Intellektuelle, die mit ihrer Merkel-Trilogie zur systemischen Dissidentin wurde („Die Patin“, „Demokratie im Sinkflug“ und „Angela Merkel – Das Requiem“). Zuletzt hatte sie mit „Die Corona-Bilanz. Die Würde des Menschen ist unantastbar“ die Kontinuität des Demokratieabbaus nach Merkel aufgezeigt. Seit den 1960er Jahren schreibt die Literaturwissenschaftlerin viele Bestseller und berät die Mächtigen der Bundesrepublik. Deshalb kann sie wie kaum jemand uns helfen „Zoom Zurück“ zu machen und den grossen „Weltbrannt“ zu erkennen.
Prof. Höhler beklagt eine Transformation des Menschen zur Mensch-Maschine. Zusammen mit Filmemacher Robert Cibis diskutiert sie über die Angriffe auf Bürger, welche so fundamental erscheinen, dass man von einem Überfall auf die Menschlichkeit reden kann. Die Hebel sind Ideologie und der damit verbundene Kollektivismus. Das Extrem finde sich im widersprüchlichen Bildungsverständnis von Kindern, welche isolierter aufwachsen als früher, welche mehr und mehr zum Gehorsam gedrillt werden, also immer gleicher und freudloser leben.
Aber nur in Verschiedenheit blühe die Freiheit, nur mit dem Gefühl Einfluss haben zu können, könne das Leben erfüllt sein. Der Verlust des Urvertrauens sei ein entscheidender Schritt zu einer autoritären
Gesellschaft.
Gesprächszusammenfassung: Die Ideologie des Abstiegs
Robert Cibis: Frau Professor Hoehler, Sie sind bekannt als kritische Intellektuelle, Literaturwissenschaftlerin und Publizistin, die sich intensiv mit kulturellen Wandlungsprozessen beschäftigt hat. Sie legen dar, dass Kulturgeschichte auch Religions- und vor allem Ideologiegeschichte ist. Wie beurteilen Sie aus dieser Perspektive die globale Entwicklung?
Prof. Hoehler: Was weltweit vorgeht, ist weit entfernt von der „gemütlich klingenden“ Zeitenwende. Ich sehe eine Auseinandersetzung des Abendlandes mit dem Unbekannten, und eine Unsicherheit, wie lange wir noch unseren Spitzenplatz in der Welt halten werden.
Robert Cibis: Sie sehen große Veränderungen im Umgang mit Kindern, was Sie als weltumspannende kollektive Entschlossenheit beschreiben. Statt des schützenden Elternhauses werden Kleinkinder unter zwölf Monaten früh kollektiv betreut. Was ist die Konsequenz?
Prof. Hoehler: Wir organisieren Kinder wie kleine Soldaten. Die frühkindliche Kollektivierung führt zu einer Abkühlung der kindlichen Grunderwartung. Das Urvertrauen des Kindes in die Erwachsenen und die Bildung archaischer Bindungen werden dadurch untergraben.
Robert Cibis: Ich sah diese kollektive Unterdrückung besonders während der Coronakrise, etwa bei den FFP2-Masken für Kinder. Sie sehen darin eine Gefahr für die Gesellschaft als Ganzes und sprechen vom „Selbstmord der Kulturen“.
Prof. Hoehler: Das stimmt. Es geht nicht mehr um Leistung, sondern um eine Haltung, die sich von wirtschaftlicher und geistiger Anstrengung entfernt. Der Homo sapiens ist von Natur aus ein Läufer und liebt den Wettkampf. Wenn er sich nicht messen darf, verliert er die Freude am Leben. Wir sind auf einer „Loserstraße“.
Robert Cibis: Sie betonen, dass Verschiedenheit der Kern der Freiheit ist. Wie bedrohen uns die neuen Technologien?
Prof. Hoehler: Autokratische Konzepte asiatischer Länder werden bei uns bewundert, weil man glaubt, man müsse ebenso rücksichtslos mit Menschen umgehen. Die neue Technologie wird als schicksalhafte Entwicklung verordnet. Künstliche Intelligenz (KI) ist die Garantie für Mittelmäßigkeit, da sie nur auf vorhandenem Material basiert und keine Kreativität erfindet.
Robert Cibis: Sehen Sie in der Sammlung und Speicherung digitaler Gesundheitsdaten und der zunehmenden Autorität des Staates ein Trainingsprogramm, um Bürger gefügig zu machen?
Prof. Hoehler: Ja. Es ist ein Machtinteresse. Man will die Menschen so trainieren, „dass sie nicht stören“. Wer nicht mehr verschieden sein darf, dessen Freiheit ist beendet. Dieses autoritäre Verhalten findet auch bei jungen Leuten Anklang, die sich nach „entschiedenen Kommandos“ und starken Führern sehnen.
Robert Cibis: Viele Ihrer Analysen sind fundamental. Was ist die tiefere Ursache für diesen deutschen Hang zur Loser-Position und der Suizidbereitschaft?
Prof. Hoehler: In Deutschland spielt das Trauma der unzureichend verarbeiteten Geschichte als Gewalttäter im Weltkrieg eine Rolle. Die Deutschen erleben es als Entlastung, auf der Verliererstraße zu sein, um nicht angegriffen zu werden. Wir haben eine kollektive Lustlosigkeit, für die hohen Werte einzustehen.
Robert Cibis: Was ist die Lösung, wenn die Politik selbst korrumpiert scheint und die Führung nicht mehr aus Brillanz, sondern aus Zugehörigkeit ausgewählt wird?
Prof. Hoehler: Wir erleben eine Demontage aller Wertvorstellungen, die für die Demokratie überlebensnotwendig sind. Die einzige Macht, die zählt, ist die Achtung vor dem Menschen und seinem Urbedürfnis nach Antrieb und Leistung. Wenn wir diese Achtsamkeit und die Fähigkeit der Kinder zum Spielen und Verstehen weiterhin missachten, werden wir uns über unser Versagen nicht wundern dürfen.
Lesen Sie auch:
Freuds Psychoanalyse: Die große Fälschung
Bücher von Prof. Dr. Gertrud Höhler
- Die Patin. Wie Angela Merkel Deutschland umbaut. Orell Füssli, Zürich 2012
- Demokratie im Sinkflug: Wie sich Angela Merkel und EU-Politiker über geltendes Recht stellen. FinanzBuch, München 2017
- Angela Merkel – Das Requiem, Ullstein, Berlin 2020
- Die Corona-Bilanz. Die Würde des Menschen ist unantastbar, Heyne,
München 2020






Danke für den herzerwärmenden Beitrag. Hier möchte ich ein paar Gedanken beisteuern, die sich aus dem Beitrag für mich ergaben.
Der Mensch greift aus dem Nichts aus dem auch Gott greift und aus dem Gott auch den Menschen erschaffen hat. Gott hat den Menschen gottesgleich erschaffen. KI greift – wie es mit anderen Worten im Beitrag angedeutet wurde – nicht ins Nichts. Da würde sich KI heiß rechnen und alle Energiesysteme würden abstürzen, da das Nichts unberechenbar weit ist KI wäre nur noch mit sich selbst beschäftigt, um sich zu erhalten. Allen Anschein nach macht es der westlich europäische Mensch zurzeit nicht anders. Auch hat er deswegen Angst, da er sich selbst auf diese Ebene des Rechnens reduziert hat und er KI als Seinesgleichen ansieht. KI kann Erbsen zählen und diese Erbsen darstellen auf kunterbunte Art und Weise, dass man ins Staunen kommt. Ein Wunder ist dies aber nicht. Das Wunder kommt nur aus dem Nichts. Bibellesen hilft nicht nur für den Glauben (das sagt man, aber glauben muss man die Aussage nicht unbedingt), sondern Bibellesen hilft zum Verstehen des Menschen, weil dort z. B. das Nichts und die Wunder mühelos in eine Anschauung vom Menschen mit wahrgenommen werden kann.
Ich denke auch nicht, dass es Machtinteressen sind – wie es im Beitrag angesprochen wurde – die Politiker dazu bewegen, mittels der neuen Techniken wie Digitalisierung und KI die Menschen zu unterdrücken. Ich glaube, es ist noch viel Ärger. Manche Menschen meinen allen Ernstes, wenn sie so handeln, wie es das technische auch wissenschaftliche System vorgibt, wäre es für Alle richtig und anderes könne nicht gelten. Sie sind im System durch Vieles gefangen und können nicht rausschauen. Sie haben die Offenheit, die Frau Höhne beschrieb, der Kinder verloren und sehen keinen Sinn darin, durch eigene Bildung an sich selbst diese Offenheit wiederzufinden, das Wundern zu lernen, ins Nichts zu greifen. „Ihr sollt werden wie die Kinder“, sagt der Hauptakteur im Neuen Testament dazu (Matthäus 18,3). Schwer ist es schon für uns alle, aber es ist die Lösung, in dem Sinne die Lösung, dass sich Verdrängtes löst, welches bestimmt auch mit der deutschen Kriegsproblematik und den sich daraus entwickelten Verdrehungen und Verkrampfungen zusammenhängt.
Interessant fand ich den Gedanken, dass der Mensch mittlerweile erschöpft ist von diesen vielen Dingen, die von ihm verlangst werden bis hin zur Durchführung von Transformationen an der Gesellschaft oder sogar an sich selbst. Dass nicht jeder willig ist, den Weg mitzugehen und sich lieber bewusst oder unbewusst in eine kollektive Unmündigkeit begibt, ist gut nachzuvollziehen. Unter welches Joch er sich dann stellt muss aber mitbedacht werden. Mein Vorschlag dazu: Matthäus 11, 29-30: „Nehmt auf euch mein (Anmerk. d. Verf.: Jesus spricht) Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“ Alle Bibelzitate aus der Lutherbibel 2017.