Die kollektive Größenklein-Störung
Narzissmus, Korruption und Angst prägen unsere Gesellschaft: Der Psychiater und Psychoanalytiker Dr. Hans-Joachim Maaz ist davon überzeugt, dass sich massenpsychologische Fehlentwicklungen nur verhindern lassen, wenn die Wurzeln des menschlichen Sozialverhaltens sichtbar sind. Wie jeder dafür bei sich selbst beginnen muss, erläutert er in diesem Interview. Weiterhin beschreibt er mögliche Ursachen für das, was momentan als vermeintliche Virusangst eine ganze Weltbevölkerung verstört und erklärt, warum die beste Lösung gegen eine kollektive Massenpsychose ein großer „Menschheitstanz“ sein kann.
„Ich habe längst wieder innerlich auf DDR umgestellt“, beschreibt Dr. Hans-Joachim Maaz das,
was wohl irgendwo zwischen Gemütszustand und sozialer Überlebensstrategie zu verorten ist.
Für viele Menschen könnte seine Beschreibung unkonkreter kaum sein. Jemand, der die DDR-Zeit selbst nicht erlebt hat, kann zunächst nur raten, was Dr. Maaz in diesem Interview dann genauer erläutert: Angefangen von seiner Kindheit, die ihm viele Antworten schuldig blieb, über seine Ausbildung zum Psychiater und Psychoanalytiker in den Sechzigerjahren bis hin zu seiner Berufung, massenpsychologisches Verhalten verstehen und erklären zu wollen. Ähnlichkeiten zwischen den unfreien Zeiten damals und dem Umgang mit der Corona-Krise heute sind kein Zufall. Sie sind gemacht und gewollt – zumindest wenn es nach denen geht, die von Unsicherheit und Gehorsam profitieren. Doch um das große Bild zu sehen, gilt es im Kleinen zu beginnen. Dr. Maaz erläutert, wie Gesellschaft einen Menschen prägen und entfremden kann, so dass eine eigene Gesellschaftspathologie entsteht. Er erklärt, was aus psychiatrischer Sicht gerade los ist in unserer Gesellschaft (28:18), welche Rollen die narzisstische Problematik und das dynamische Zusammenspiel zwischen Dominanz und Unterwerfung dabei spielen. Grundlegend geht es um die Frage: Wie könnte Selbsterkenntnis die Welt retten, wenn ein Gotteskomplex es nicht vermag?…
Was ist das, bitteschön, für ein Begriff? „Größenklein“? Hätte Herr Maaz dem „Größen-Selbst“ ein „Kleinheits-Selbst“ gegenübergestellt, dann könnte ich ja noch etwas damit anfangen. Aber „Größenklein“? Wo hat dieser Mann sprechen gelernt? Oder will er uns mit verwirrenden Begriffen traktieren, wie ja seine ganzen Pseudo-Analysen am Kern des Problems vorbei zielen: Hätte die große Masse der Menschen nur eine glückliche Kindheit gehabt, dann wäre alles gut und die ganzen Prozesse der Machtbildung, Medienkonzentration und Manipulation durch entsprechende sozialwissenschaftliche ExpertInnen würden ins Leere laufen. Solch eine Analyse nenne ich „Opferbeschuldigung“: Sie macht die Menschen für das verantwortlich, was einige Mächtige mit ihnen machen. Die Psychoanalyse seit Freud beherrscht solch eine Opferbeschuldigung aus dem Effeff.
Darüber hinaus hantiert er mit einem völlig unklaren Begriff wie „Narzissmus“, schert sich keinen Deut um dessen Entstehungsgeschichte, auch nicht um den zugrunde liegenden Mythos. Im Gegenteil: Er führt einen im Jahr 2005 in der deutschen Wikipedia erfundenen Fake-Mythos in die „Fachliteratur“ ein. Die eigentlich zentralste Mythen-Variante lässt er hingegen unter den Tisch fallen. Bei dem, was er sich aus dem Mythos zusammenreimt, fehlt ihm jegliches Einfühlungsvermögen: Anstatt beispielsweise sofort zu verstehen, dass man von dem hohlen Geplapper der Nymphe gar nicht anders kann, als schleunigst Reißaus zu nehmen, stellt er sich dumm: „Wir erfahren nicht, warum Narziss sich so abweisend verhält.“ Darüber hinaus vertuscht er systematisch, dass in dem Mythos die Rede davon ist, dass der 16-Jährige Narziss von zwei Männern bedrängt wird, Sex mit ihnen zu haben. Weil Narziss das ablehnt, macht ihm der eine die dicksten Schuldgefühle – Selbstmord auf der Türschwelle des Narziss -, während der andere mit physischer Gewalt – er bringt den Narziss um.
Warum bekommen solche reaktionären Schwätzer wie Maaz von „kritischen“ Medien immer wieder eine Bühne geboten? Warum gibt niemand Raum für eine kritische Auseinandersetzung?