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Die Energietäuschung
Robert Cibis lernt von Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, wieso das Narrativ vom europäischen „Green Deal“ eine Bedrohung für Europas Bürger sei. Der Wissenschaftler, Windkraft-Unternehmer, ehemaliger Vorstand von Energiekonzernen und ehemaliger Umweltsenator von Hamburg beschäftigt sich seit vielen Jahrzehnten mit der Energieversorgung in der Bundesrepublik. Sein Bestseller „Die große Energiekrise : … und wie wir sie bewältigen können“* ist in den Altmedien, ausser der Bild-Zeitung, nicht erwähnt. Legt er den Finger dahin, wo es weh tut? Warum ist es so schlimm, die einfachen und bedeutsamen Fragen zur Energieversorgungssicherheit zu stellen?
*Auch in unserem Buchshop erhältlich!
Der Bestseller von Fritz Vahrenholt: „Die große Energiekrise… und wie wir sie bewältigen können.“
Die Große Energiekrise: Ein Kompakter Dialog
Robert Cibis: Herr Professor Vahrenholt, Sie sind Chemiker, ehemaliger Umweltssenator und waren in Führungspositionen bei RWE, Eon und Shell Deutschland tätig. Ihr Bestseller Die große Energiekrise kritisiert die aktuelle Bundesregierungspolitik scharf. Obwohl Ihre Expertise unbestritten ist, wird das Buch von den alten Medien kaum besprochen. Wie erklären Sie das?
Prof. Vahrenholt: Die Medien sehen sich zunehmend als Verstärker der Regierungspolitik und nicht mehr als kritische Instanz. Mein Buch rechnet damit ab und sagt voraus, dass dieser Kurs scheitern und uns Wohlstand kosten wird.
Robert Cibis: Sie zeigen im Buch mehrere Fehler der letzten zehn Jahre auf. Der erste große Fehler war der Kernenergieausstieg 2011, obwohl Kernkraft CO2-frei und extrem günstig ist (etwa 2 Cent pro Kilowattstunde). Das war eine rein emotionale Entscheidung nach Fukushima, der uns kein Land der Welt gefolgt ist.
Prof. Vahrenholt: Korrekt. Wir haben 30 % unserer Stromversorgung aufgegeben und mussten dies durch teureres Gas und Kohle ersetzen. Wir sollten jetzt zumindest neue, inhärent sichere Kernkraftwerke der vierten Generation entwickeln.
Robert Cibis: Ein zweiter dramatischer Fehler betrifft die Industriepolitik. Deutschland hat heute die höchsten Strompreise der Welt (nach Burkina Faso). Die Industrie zahlt das Drei- bis Vierfache von dem, was in den USA und China üblich ist, was unweigerlich Arbeitsplätze kosten wird. Zudem ist unsere Politik global kontraproduktiv, da die Abwanderung effizienter deutscher Produktion zu China global die CO2-Emissionen erhöht.
Prof. Vahrenholt: Hinzu kommt die ideologisch getriebene Abkehr vom Verbrennungsmotor und der Gasheizung. Das E-Auto ist oft CO2-lastiger als ein Diesel, da Batterien in China mit hohem Kohleaufwand produziert werden. Symbolpolitik erzeugt Angst, um ideologische Ziele durchzusetzen.
Robert Cibis: Sie sprechen auch das Fracking-Gas an. Deutschland verbietet die Förderung eigener, riesiger Erdgasvorkommen (für 20–40 Jahre), während wir teures, importiertes Frackinggas aus den USA beziehen. Sie enthüllen im Buch sogar, dass die Anti-Fracking-Kampagnen in Deutschland finanziell vom russischen Präsidenten unterstützt wurden, um den Absatz russischen Gases zu sichern.
Prof. Vahrenholt: Ja, diese Politik dient den Interessen der USA, Chinas und Russlands, nicht denen Deutschlands. Die Politik ist vom Primat der Ideologie bestimmt, nicht von wirtschaftlicher Vernunft oder Sachkenntnis.
Robert Cibis: Was ist Ihr Ausblick? Wird diese Politik beendet?
Prof. Vahrenholt: Wenn man eine Ideologie-orientierte Politik macht, die die Realität ignoriert, wird sie scheitern. Wenn die Bürger die Knappheit und die unbezahlbaren Preise spüren, wird der nächste Bundestagswahlkampf ein Energiewahlkampf sein. Ich hoffe, die Menschen werden dann aktiver und engagieren sich politisch, um Deutschland wieder auf Kurs zu bringen.
Robert Cibis: Vielen Dank für dieses aufschlussreiche Gespräch.






Ich bin Laie. Mir kam es aber so vor, als hätte Herr Vahrenholt bei der Angabe zu dem Gesamterzeugnispreis der Atomenergie gar nicht die tatsächlichen Kosten für Entsorgung und Subventionierungen miteingepreist. Kann das sein?
Lieber Herr Cibis,
ich bin sehr beunruhigt darüber, dass in Ihren Interviews wiederholt Menschen zu Wort kommen, die ein unkritisches Verhältnis zur Atomkraft haben.
Diese Technologie bürdet den nachfolgenden Generationen viele tausend Tonnen hochradioaktiven Müll auf, der über 100 tausende von Jahren bewacht werden muss. Plutonium hat eine Halbwertszeit von 24.000 Jahren. Ein Gramm davon reicht aus, um bei 54 Millionen Menschen Lungenkrebs zu verursachen. Es wird in jedem Reaktor tonnenweise erzeugt und lässt sich zum Bau von Atombomben verwenden. Der Entdecker des Plutoniums Prof. Gofman wurde vom anfänglichen Befürworter der Atomkraft zu einem Ihrer schärfsten Gegener. Im Umkreis von 5 Km um jedes AKW sind die Leukämiefälle bei Kindern erhöht in einer Weise. die den Zufall als Ursache ausschließt. Prof. Sternglas von der Universität Pittburg/USA fand besorgniserrregende Auswirkungen der radiaktiven Niedrigstrahlung.
All diese Dinge werden von der Atomindustrie gern verschwiegen. Heutzutage wissen viele Menschen wieder sehr wenig über Atomkraft.
Für den Ausstieg gibt es viele gute Gründe und es ist eine Auszeichnung, dass Deutschland und Österreich auf diese menschenverachtende Technologie verzichten.
Mit freundlichem Gruß
Nicoll de Bruin
Liebe Nicoll de Bruin,
ich kann ihre Perspektive sehr gut nachvollziehen. Ich muss sagen, dass ich persönlich in den letzten Jahren eher ein Gegner der Atomkraft war, aus genau den Gründen, die sie nennen. Ich habe auch verstanden, dass Atomkraft wirklich mit dem Militär verbunden ist. Denn nur „Dank der Atomkraft“ können überhaupt Atomwaffen gebaut werden (man braucht das Plutonium, was die Werke herstellen)…
Deswegen würden Länder, die „militärisch unabhängig“ sein wollen, die Atomkraft viel weniger leicht aufgeben, als die „unterworfenen“…
In „Narrative“ finde ich vor allem wichtig, das herrschende Narrativ aus einer anderen Perspektive zu beleuchten. Jetzt wo der Ausstieg gelaufen ist, finde ich es gut für unsere Community, auch die andere Seite „Pro Atomkraft“ zu sehen…
Heute bin ich persönlich in meinem Urteil nicht gefestigt. Ich weiss zu wenig. Ich kann aber sagen, dass die Friedensbewegung („Ami go home“/“Raus aus der Nato“) der 68er in eine Anti-Atomkraftbewegung und/oder Naturschutzbewegung „umgedeutet“ wurde. Die Gewichtung ist wichtig. Atomkraft kritisch zu hinterfragen ist wichtig, aber Atombomben sind unterm Strich noch gefährlicher…
Ich nehme Ihre Anregung auf jeden Fall auf und werde in Zukunft nicht vergessen, die kritischen Fragen dazu zu stellen.
Herzlich, Robert Cibis