Staatsdiener in Bedrängnis

Robert Cibis trifft in Wien auf den in Österreich der Öffentlichkeit bekannten Johann Gaiswinkler, der sich um die Verengung und die Radikalisierung des öffentlichen Diskurses sorgte, um daraufhin selbst medial, beruflich und privat in Bedrängnis zu geraten.



Johann Gaiswinkler hat Angst. Und wenn der ehemalige Kommandant der Gebirgsbrigade des österreichischen Bundesheeres Angst hat, hätten die meisten Menschen das schon lange. Er hat Angst vor dem ersten Schuss, möglicherweise vor einem Bürgerkrieg, den die aufgeheizte Stimmung in der Corona-Krise auslösen könnte. Das klingt extrem? Johann Gaiswinkler ist einfach wachsam. Ein Bürgerkrieg, so Gaiswinkler, sei das Schlimmste, was er sich momentan vorstellen könne. Er beobachtet, wie sich Menschen sprachlich radikalisieren, emotional aufrüsten: Wir gegen die, Front A gegen Front B, die Guten, die Bösen… Erst kommt die Sprache, dann das Handeln. Laut Johann Gaiswinkler besteht das große Unrecht von Politik und Medien darin, diese Spaltung voranzutreiben, statt Ruhe in die Gesellschaft zu bringen. Anfang des Jahres äußerte er seine Befürchtungen hinsichtlich der aktuellen Situation in einem Interview bei YouTube (2:51). Er provozierte mit seiner Meinung und trug obendrein auch noch das falsche T-Shirt. Daraufhin machten Medien und Mitmenschen aus dem einst so ehrbaren Bürger im Dienste des Staates einen radikalen Neonazi. Von einem Tag auf den anderen. Über die Folgen dieser Kampagne für seine Familie und ihn berichtet er ausführlich in diesem Gespräch (4:11). Gaiswinkler, der als Militär- und Zivilbergführer bei vielen Bergunfällen Extremes erlebt hat, sagt mehrfach, von dem Ausmaß der Anfeindungen wirklich „geschockt“ gewesen zu sein. Wenn sich Freunde abwenden, Medien lügen, Behörden private Nachrichten durchstöbern und andere Menschen einem den Tod an den Hals wünschen: Dann braucht es einen starken Charakter und eine ebenso starke Überzeugung, um nicht aufzugeben. Johann Gaiswinkler hat ein Ziel (37:34). Er möchte die Kommunikation in unserer Gesellschaft wieder normalisieren. Unterschiedliche Meinungen gibt es schließlich auch zum Corona-Thema genug. Von vielen hört er Sätze wie: „Ich weiß, dass die Corona-Zahlen nicht stimmen.“ Aber diese Menschen schweigen trotzdem weiter, um keine Probleme zu bekommen. Johann Gaiswinkler fragt sich daher, wieso es vor wenigen Jahren noch problemlos möglich gewesen wäre, zu sagen, dass man sich von einem Virus nicht gefährdet fühlt. Und warum heute jemand, der so offen spricht wie er, von den meisten Mitmenschen mindestens verächtlich angesehen wird. Mit seinem eigenen Beispiel möchte er deshalb zeigen, dass kritisches Hinterfragen notwendig und nichts Verwerfliches ist. Es muss gelingen, friedlich aus der aktuellen Krise herauszukommen, gerade um den jungen Generationen eine lebenswerte Zukunft zu bieten.

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