Jeder ist Patient

Dr. Gerd Reuther analysiert zusammen mit dem Filmemacher Robert Cibis den Stellenwert der Medizin der Geschichte, vom Mittelalter bis zur Coronakrise. In den letzten Jahrhunderten ist immer mehr Geld in die Medizin hineingeflossen. Die Grenzen des Wachstums schienen erreicht: Könnte es sein, dass die Kranken nicht mehr ausreichen, dass man den Markt um die Gesunden erweitern muss? Medizin wird zum allgemeinen Gesellschaftsraum.

Dr. med. Gerd Reuther kennt den Menschen von Kopf bis Fuß, von innen und von außen. Vor allem aber weiß der Radiologe und Medizinhistoriker, wie eine gesellschaftliche Schieflage entstehen konnte, die derzeit jede wissenschaftliche Debatte so selbstherrlich im Keim erstickt. Dr. Reuther berichtet über die Geschichte der Medizin und die Parallelen zu den existenziellen Problemen, die die meisten Menschen seit 2020 in der einen oder anderen Form belasten. Ist das alles Zufall? Leider nicht! Besonders interessant dabei: die Frage der medizinischen Macht und wie weit sie in alle Lebensbereiche ausstrahlen kann. Es beginnt bei den großen Institutionen und zieht sich hinein bis in die Beziehung zwischen Arzt und Patient. Diese ist immer asymmetrisch ausgerichtet, konstruiert aus einer Dynamik von Überlegenheit und Unterwerfung.

So betrachtet Dr. Reuther die Medizin auch wegen dieser hierarchischen Strukturen als idealen Wegbereiter für autoritäre Gesellschaften, für eine unheilvolle Komplizenschaft hin zur maximalen Unterwerfung. All dies begründet er mit den Erkenntnissen, die uns die Geschichte lehrt und setzt sie dabei immer in den größeren Zusammenhang. So ist die Frage danach, ob Sie Ihren Blinddarm noch haben, nicht nur eine medizinische [47:00]. In der modernen Behandlung spielen vor allem praktische Interessen eine Rolle und – wie könnte es anders sein – das liebe Geld. Den Patienten als Kunden zu sehen hat natürlich viel verändert [1:15:03]. In solchen Strukturen tadelt ein Arzt einen stark Übergewichtigen nur sehr ungern für dessen fragwürdiges Essverhalten. Bloß nicht anecken – eine Devise, die sehr viele Ärzte als taktische Mitläufer stoisch zu verfolgen scheinen. Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen – es sei denn, es steht (noch) genau da, wo es im Studium einmal auswendig gelernt worden ist. [2:28:28]

Mit dieser Denk-, Informations- und Konfrontations-Faulheit der sogenannten Wissenschaft feiert das Jahr 2020 ein fragwürdiges Jubiläum: Es markiert – so Dr. Reuther – das Ende der evidenzbasierten Medizin. Wie er darauf kommt, obgleich Politik und Medien seit Anbeginn der Corona-Krise doch „die Wissenschaft“ als wichtigsten Verbündeten gegen jede Form der „Desinformation“ spielen, erklärt er ebenfalls in diesem Dialog. Weiterhin geht er auf viele unterschiedliche Aspekte der Krise wie Impfungen, deren Wirksamkeit und Nutzen [1:07:25], das Ende der natürlichen Immunität sowie mögliche Auswege aus dem Dilemma ein, in dem sich unsere Gesellschaft momentan so richtig festgefahren zu haben scheint.

Die Bücher von Gerd Reuther sind hier erhältlich

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